Mannschaft gegen Rassismus vor dem Spiel

Rassismus im Fußball: Kann das Problem gelöst werden?

Artikel aktualisiert : 13/03/2025

Till Mettmann

Till Mettmann,Chefredakteur|Artikel aktualisiert : 13/03/2025

Die letzten Monate haben einmal mehr gezeigt, dass Rassismus im Fußball allgegenwärtig ist. Schlimmer noch: Die rassistischen Beleidigungen in Fußballstadien haben in den letzten Jahren zugenommen, wie Statistiken und Studien belegen. Doch wie groß ist das Problem – und kann es eine Lösung gegen Rassismus im Sport geben?

Rassismus im Fußball: Beispiele aus den letzten Jahren

Zwei Spieler stehen sich gegenüber und schauen sich an

In den letzten Monaten und Jahren hat sich der Rassismus rund um den beliebtesten Sport der Welt häufig von einer besonders hässlichen Seite gezeigt. Es ist nicht schwer, einige Beispiele für Rassismus im Fußball zu finden, die schockieren.

Wir haben drei besonders krasse Fälle aus den letzten Jahren herausgesucht, um die Problematik zu verdeutlichen.

Feindbild Vinicius Junior

Vinicius Junior gehört zu den besten Fußballspielern der Welt, da gibt es keinen Zweifel. Der Brasilianer hat viele Fans und Bewunderer. Doch es wurde immer wieder offenkundig, dass er auch Gegner hat – und zwar rassistische Gegner.

Bei einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft brach der Starspieler von Real Madrid im Mai 2023 in Tränen aus und sagte, dass er Rassismus schon seit langem erfahre, immer trauriger werde und die Lust am Spielen verliere.

Im Sommer 2024 wurden 3 Fans des FC Valencia zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt, da sie Vinicius Junior von der Tribüne aus während eines Ligaspiels heftig beleidigt hatten. Es war das erste Urteil dieser Art, das als Präzedenzurteil von Bedeutung sein könnte.

Vinicius Junior fordert vom Fußball-Weltverband drastische Maßnahmen, falls sich die Lage nicht verbessert sollte. Die FIFA solle die Weltmeisterschaft 2030 verlegen, wenn sich das Rassismus-Problem im spanischen Fußball bis dahin nicht gelegt hätte. Spanien ist eines der Gastgeberländer des Turniers.

Rassismus nach Elferdrama

Bei der EM 2021 erreichte England das Finale im heimischen Wembley Stadium. Das Endspiel endete in einem Drama, denn die Three Lions unterlagen im Elfmeterschießen Italien und verpassten den ersehnten EM-Titel.

Rassistische England-Fans fanden die Schuldigen für die Niederlage in Marcus Rashford, Bukayo Saka und Jadon Sancho, die allesamt ihren Elfmeter verschossen.

Den Starspielern rauschte eine Flutwelle von rassistischen Kommentaren in Sozialen Medien entgegen. Sie wurden beispielsweise aufgefordert, „wieder nach Afrika zurückzukehren“. Andere Beleidigungen sind so schlimm, dass wir sie nicht nennen möchten.

Affenlaute und Hitlergruß

Affenlaute im Fußballstadion, die in Richtung schwarzer Fußballer gerichtet sind, gibt es leider immer wieder zu hören. Anfang 2024 fielen Fans des FC Barcelona bei einem Spiel gegen Paris Saint-Germain durch rassistische Entgleisungen auf.

In Videos ist zu sehen, wie sie PSG-Spieler Affenlaute entgegenrufen. Ein Fan zeigt in der Folge einen Hitlergruß.

Barca wurde in der Folge mit einer Geldstrafe bedacht. Außerdem durften keine Fans des Klubs zum nächsten Auswärtsspiel im Europapokal reisen.

Rassismus im deutschen Fußball – Wie ist die Lage?

Weiße und schwarze Faust zusammen

Der Fußball-Rassismus in Spanien ist besonders schlimm, das haben die letzten Jahre gezeigt. Auch Real-Star Jude Bellingham sagte, dass die diesbezügliche Lage in La Liga „schrecklich“ sei. Auch in England, Italien und Frankreich kommt es immer wieder zu rassistischen Vorfällen. Doch auch im deutschen Fußball bleibt von Rassismus nicht verschont.

Im Jahr 2020 sorgte ein Rassismus-Skandal um den damaligen Hertha-Spieler Jordan Torunarigha für Aufsehen. Er war bei einem Pokalspiel bei Schalke 04 mit Tränen in den Augen vom Platz gegangen, nachdem er vom Publikum in Gelsenkirchen rassistisch beleidigt und mit Affenlauten bedacht wurde.

In der Folge kam es immer wieder zu Rassismus-Zwischenfällen, wenn auch weniger als in Spanien oder England. Auch rund um die deutsche Nationalmannschaft wurde oft über Rassismus diskutiert. Legendär ist die Aussage des damaligen AfD-Vizes Alexander Gauland, der sagte, dass viele Fußballfans Jerome Boateng als Fußballspieler gut finden, ihn aber nicht als Nachbar haben wollen.

Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Infratest wünschen sich aktuell 21% der Deutschen mehr deutsche Nationalspieler mit weißer Hautfarbe. 17% gaben an, dass sie es „schade“ finden, dass DFB-Kapitän Ilkay Gündogan türkische Wurzeln besitzt. Auch das zeigt, wie tief Rassismus im deutschen Fußball verankert ist.

Maßnahmen gegen Rassismus im Fußball

Leute protestieren gegen Rassismus im Fußball mit Schildern

Rassismus beim Fußball ist kein Einzelfall, sondern ein ligen- und länderübergreifendes Problem. Daher braucht es Maßnahmen gegen Rassismus im Fußball, die flächendecken eingesetzt werden können und dem kompletten Sport helfen können.

Wir haben 5 Ideen gesammelt, die einen Unterschied machen könnten:

  1. Mehr People of Colour in wichtigen Fußball-Ämtern: Wenn mehr Menschen mit Migrationshintergrund und People of Colour in wichtigen Führungspositionen in Verbänden und Vereinen sind, könnte das ein Umdenken bewirken. Wegen uns kann man gern bei der FIFA anfangen.
  2. Harte Strafen für Fans und Funktionäre: Bei rassistischen Entgleisungen sollte hart durchgegriffen werden. Die Haftstrafen auf Bewährung im spanischen Fußball könnten ein Vorbild sein – und eine abschreckende Wirkung haben. Auch Stadionverbote sind möglich.
  3. Vereinssatzung und Positionierung von Verbänden: Die klare Haltung gegen Rassismus sollte in alle Vereinssatzungen aufgenommen werden. Wer dagegen verstößt, wird bestraft, oder ausgeschlossen – beispielsweise durch Stadionverbote. Auch Verbände könnten hier klarer Position beziehen und mehr Projekte finanzieren.
  4. Rassismusbeauftragte: Mit der Ernennung von Rassismusbeauftragten und Rassismusexperten könnten bei Veranstaltungen und Spielen Ansprechpersonen geschaffen werden. Diese könnten auch zwischen Fans und Spielern vermitteln.
  5. Spielabbrüche: Fans, die ins Stadion gehen, tun Spielabbrüche am meisten weh. Daher könnte es helfen, wenn Spiele bei rassistischen Vorfällen schnell und kompromisslos abgebrochen werden. Das ist für die vielen unschuldigen Fans zwar verdammt bitter, aber es könnte eine abschreckende Wirkung haben.

 

Rassismus beim Fußball: Spielabbruch mit Wertung als Option?

Der Rassismusforscher Lorenz Narku Laing glaubt, dass der Spielabbruch allein nicht ausreicht. Er bringt im Gespräch mit dem ZDF einen Spielabbruch mit anschließender Wertung des Spiels in die Diskussion ein.

Seine Idee: Ein Fußballspiel wird nach einem Abbruch wegen eines Rassismus-Skandals zu Ungunsten des Teams gewertet, dessen Fans sich danebenbenommen haben.

Dadurch könnten Vereine dazu gebracht werden, mehr gegen Rassismus im Fußball zu machen und Fans eines Klubs müssten sich zweimal überlegen, ob sie ihr eigenes Team auf diese Weise schwächen wollen.

Rassismus im Fußball: Statistik malt bitteres Stimmungsbild

Anti-Rassismus Protest mit verärgerten Menschen

Der Rassismus hat im Fußball zugenommen, das sehen die meisten Beobachter des beliebtesten Sports so. Laut Daten von Statista gaben zuletzt rund 40% der Befragten einer Studie an, dass der Rassismus im Fußball in den letzten Jahren zugenommen hat. Nur 22,9% der Studienteilnehmer gaben an, dass das Problem geringer geworden ist.

Diese Stimmungslage und die jüngsten Ereignisse zeigen uns: Ja, der Fußball hat ein Rassismus-Problem. Die Frage ist, wie sich dieses lösen lässt. Spielabbrüche und Wertungen für die gegnerische Mannschaft sind Ideen, die es wert sind, sie weiter zu durchdenken. Sie können das sportliche Geschehen allerdings stark verzerren.

Letztlich wird es ein Umdenken vieler Fans brauchen, die wohl nur durch eine Akzeptanz antirassistischer Werte erreicht werden kann. Fußballvereine, Spieler, Ligen und Verbände sind gefragt, um aufzuklären und gegen Rassismus mobil zu machen.