Der Negreira Fall könnte den FC Barcelona in Erklärungsnot bringen.

Negreira Fall: Schiedsrichter-Skandal um den FC Barcelona spitzt sich zu

Artikel aktualisiert : 09/08/2024

Till Mettmann

Till Mettmann,Chefredakteur|Artikel aktualisiert : 09/08/2024

Der Schiedsrichter-Skandal in Spanien geht in die nächste Runde. In den Hauptrollen: der FC Barcelona, eine Menge Geld und Jose Maria Enrique Negreira. Wegen Letzterem spricht man auch vom Negreira-Skandal oder dem Fall Negreira. Die Guarda Civil hat die Ermittlungen nun abgeschlossen und dem zuständigen Richter einen Bericht vorgelegt, der reichlich Zündstoff enthält.

Worum geht es im Fall Negreira?

Die Vorwürfe an den FC Barcelona sind schwerwiegend. Zwischen 2001 und 2018 sollen von Konten des spanischen Top-Klubs insgesamt 7,5 Millionen Euro auf Bankkonten und Depots eingezahlt worden sein, die in Verbindung mit Negreira stehen. Doch warum ist das ein Problem?

Hintergrund ist das Szenario, dass Negreira Vizepräsident des spanischen Schiedsgerichts war. Er war unter anderem für die Ansetzung der Schiedsrichter für Partien zuständig und hatte auch die Macht, Schiedsrichter in La Liga (die höchste spanische Fußballliga) zu befördern oder sie in die zweite Liga zu schicken.

„Negreira war direkt an der Kommunikation mit den Schiedsrichtern beteiligt, nicht nur über die vorläufigen Ranglisten, die bei den physisch-technischen Sitzungen zur Saisonmitte mitgeteilt wurden, sondern auch per Telefon, um die Schiedsrichter über die erreichten Aufstiege sowohl in die erste als auch in die zweite Liga zu informieren“, schreibt die Guarda Civil in ihrem Bericht, der El Mundo vorliegt. Zudem sei Negreira „eine dem Präsidenten des TAC nahestehende Person“ gewesen, „zu der er ein sehr enges Verhältnis hatte und dessen volles Vertrauen er genoss.“

Nun stellt sich im Negreira Fall eine Frage: Warum zahlte Barca Geld an Negreira?

Was sagt Barca zum Negreira-Skandal?

In den bisherigen Stellungnahmen des Vereins stritt dieser jegliches Fehlverhalten ab. Auch ein Interessenkonflikt sei nicht vorhanden gewesen. Man habe lediglich „technische Berichte im Zusammenhang mit professionellen Schiedsrichtern“ bezahlt. Das sei eine gängige Praxis von Klubs.

Untersuchungsrichter Joaquin Aguirre Lopez scheint dieser Argumentation wenig Glauben zu schenken. Er leitete eine Untersuchung wegen des Verdachts auf „aktive Bestechung“ und Korruption ein.

Im Zuge der Ermittlungen zum Barcelona Schiedsrichter-Skandal wurde unter anderem der ehemalige Barca-Trainer Ernesto Valverde befragt. Dieser erklärte, dass er wisse, dass Javier Enríquez, der Sohn Negreiras, dem Klub Berichte vorlegte. Er könne sich aber nicht daran erinnern, dass ihm derartige Berichte jemals angeboten oder ausgehändigt wurden. Er stellte klar, dass er „als Profi die Schiedsrichter kennt und diese Art von Berichten nicht braucht, um sich auf die Spiele vorzubereiten“.

Wie geht es im Barcelona Schiedsrichter-Skandal nun weiter?

Für den FC Barcelona könnte es ungemütlich werden. Der Bericht der Guarda Civil beweist, dass der katalanische Klub hohe Summen an Negreira zahlte, ohne dafür sichtbare Gegenleistungen in Form von Berichten oder ähnlichem erhalten zu haben.

Eine entscheidende Frage des Prozesses dreht sich rund um Barmittel, die Negreira abhob. Leistete er mit diesen Zahlungen an Dritte? Beispielsweise an Schiedsrichter? Das vermutet die Steuerbehörde.

Falls Negreira und dem FC Barcelona eine gezielte Bestechung von Schiedsrichtern nachgewiesen werden könnte, dürfte das eine empfindliche Strafe nach sich ziehen. Wie diese aussehen könnte, ist völlig unklar. Ein Blick in die Historie könnte Barca allerdings Angst machen: 2006 musste Juventus Turin nach einem Bestechungsskandal in Italien den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

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