Manchester City ist Teil der Multi Club Ownerships.

Multi Club Ownerships: Die größten Netzwerke im Fußball

Artikel aktualisiert : 10/10/2024

Till Mettmann

Till Mettmann,Chefredakteur|Artikel aktualisiert : 10/10/2024

Mit dem Vorwurf, dass der Fußball ein riesengroßes Business geworden ist, kann man wohl keinen Fan mehr schocken. Was einige Anhänger des größten Sports der Welt nicht wissen dürften: Viele Vereine hängen mittlerweile zusammen und bilden sogenannte Multi Club Ownerships (MCO). Wir erklären Dir, worum es sich bei dem Konstrukt handelt und welche Klubs zu den größten Netzwerken im Fußball gehören.

Was sind Multi Club Ownerships?

Ein Investor, mehrere Vereine. So lässt sich das Prinzip der Multi Club Ownerships einfach zusammenfassen. Investoren können Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen sein. Bei den Investments kann es Unterschiede geben. Teils befinden sich Klubs fast komplett in der Hand der Investoren, manchmal hält ein Investor nur Anteile und hat nur bedingte Entscheidungskraft.

Das Modell hat sich zu einem Business entwickelt, welches eine unternehmerische Organisationsstruktur bietet – und zwar innerhalb eines sportlichen Umfelds. Investoren versprechen sich von Multi Club Ownerships bessere Netzwerke im Fußball, größere Erfolgschancen für die Vereine und damit letztlich höhere Gewinne.

Welche Vorteile bringen MCO für die Vereine?

Nicht nur für die Investoren kann sich eine Multi Club Ownership lohnen – auch für die Vereine. Diese profitieren vor allem auf dem Transfermarkt. Sie haben eine deutlich bessere Chance, Spieler von Klubs, die zum selben Netzwerk gehören, zu verpflichten. Jedoch können sie Akteure, die nicht mehr gebraucht werden, an diese Klubs abgeben.

Bei jungen Talenten offenbaren sich die Möglichkeiten besonders gut. Die Vereine können ihre Scoutingberichte teilen und die anderen Klubs über Fortschritte der eigenen Spieler informieren. So ist es ein klassisches Modell, dass vielversprechende Spieler von kleineren Klubs des Netzwerks an größere Vereine abgegeben werden, wenn das Potenzial hoch zu sein scheint.

Eine gemeinsame Philosophie der Klubs in einem MCO bringt ebenfalls Vorteile. Die Spieler müssen sich nach Transfers innerhalb des Netzwerks kaum umgewöhnen. Wenn eine ähnliche Spielphilosophie vorhanden ist, dann gilt das nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz.

  • 🙏 Gemeinsame Philosophie wie andere Vereine im Multi-Club-Netzwerk.
  • 💸 Bessere Chancen auf vielversprechende Transfers.
  • ⚽ Neue Scoutingmöglichkeiten und Zugriff auf Talente der anderen Klubs.

Kritik am Multi-Club-Modell

Vor allem Fußballromantiker kritisieren Multi-Club-Ownerships scharf. Aus gutem Grund, denn diese können die Verzerrung des Wettbewerbs weiter verstärken. Der Transfermarkt wird durch die Konstrukte stark beeinflusst und Teams in Multi-Club-Netzwerken haben auf diesem Vorteile. Traditionsklubs, die sich nicht auf diese Partnerschaften einlassen, könnten noch weiter abgehängt werden.

Auch in direkten sportlichen Duellen stellt sich die Frage nach Einflussnahme. Hierfür ein Beispiel: Was passiert, wenn in der Gruppenphase der Champions League Manchester City und der FC Girona (beide Teil einer Multi Club Ownership) aufeinandertreffen – und eines der Teams bereits für die K.o.-Runde qualifiziert ist, das andere aber dringend einen Sieg braucht?

Multi-Club-Netzwerke in Deutschland

Wer glaubt, dass Multi Club Ownerships nur in England oder Spanien allgegenwärtig sind, der täuscht sich. Der deutsche Fußball wehrt sich mit der 50+1-Regelung zwar vor einem zu großen Einfluss von Investoren, das Modell der MCO hat aber längst Einzug erhalten. Das beste Beispiel: RB Leipzig.

Der Bundesligist aus Leipzig gehört zu einem der größten Multi Club Ownerships der Welt: dem Red-Bull-Konzern. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Transfers zwischen RB Leipzig und Red Bull Salzburg. Auch Klubs in den USA und Brasilien gehören zum Netzwerk.

Wichtiger Investor bei Hertha BSC ist 777 Partners. Das Unternehmen hat ein Netzwerk erschaffen, dass von Deutschland bis nach Brasilien und Australien reicht. Und auch der FC Augsburg ist Teil eines kleinen Netzwerks des Investors David Blitzer.

Die größten Multi Club Ownerships im Fußball

Im internationalen Fußball haben sich mittlerweile einige Multi Club Ownershops etabliert. Wir stellen Dir die größten vor.

City Football Group (13 Klubs)

Nach dem größten Multi Club Ownership muss man im Fußball nicht lange suchen. Es handelt sich um die City Football Group (CFG). Sie hat das einzige Netzwerk geschaffen, welches mehr als zehn Klubs umfasst. Acht der Vereine haben unter der Regie der CFG bereits Meisterschaften in ihren heimischen Ligen feiern können.

The Athletic berichtet, dass alle Klubs der City Football Group auf eine zentralisierte Informationsdatenbank zugreifen können. So ist eine enge Zusammenarbeit möglich.

⚽ Klub🌍 Land
Manchester CityEngland
FC GironaSpanien
PalermoItalien
TroyesFrankreich
Lommel SKBelgien
New York City FCUSA
Melbourne CityAustralien
Yokohama J MarinosJapan
Sichuan JiuniuChina
Mumbai CityIndien
Montevideo City TorqueUruguay
EC BahiaBrasilien
Club BolivarBolivien

Red Bull Multi Club Ownership (8 Klubs)

Das Red-Bull-Imperium ist eine große Nummer im Sport. Im Fußball hat die Reise vor allem mit Red Bull Salzburg und RB Leipzig begonnen. Rund 20 Transfers sind zwischen den beiden Klubs über die Bühne gegangen. Mittlerweile wurde die Red Bull Multi Club Ownership mit Klubs in Brasilien, den USA und Japan ausgebaut. Der nächste Klub könnte aus Paris kommen. Red Bull will die Mehrheit der Anteile an Paris FC erwerben.

⚽ Klub🌍 Land
RB LeipzigDeutschland
Red Bull SalzburgÖsterreich
FC LieferingÖsterreich
Leeds UnitedEngland
New York Red BullsUSA
Red Bull BragatinoBrasilien
Red Bull BrasilBrasilien
Omiya ArdijaJapan

777 Partners (6 Klubs)

Die US-amerikanische Investmentgesellschaft hatte im Fußball bislang wenig Glück. Ein Jahr, nachdem 777 Partners bei Hertha BSC und in Genua einstieg, stiegen beide Klubs ab. Joshua Wander, Mitgründer der privaten Gesellschaft, stellte klar: „Wir haben keine Vereinshierarchie – dies ist kein pyramidenartiges Modell.“

⚽ Klub🌍 Land
Hertha BSCDeutschland
FC GenuaItalien
Red Star ParisFrankreich
Standard LüttichBelgien
Melbourne VictoryAustralien
Vasco da GamaBrasilien

Pacific Media Group (5 Klubs)

Die amerikanisch-chinesische Investmentgesellschaft startete mit einem Engagement im englischen Barnsley, welches allerdings schnell aufgegeben wurde. In der Folge machten die Investments der Pacific Media Group (PMG) vor allem negative Schlagzeilen. Oostende, Esbjerg und Nancy stiegen unter der Führung der Gesellschaft ab. Spieler von Oostende streikten sogar und demonstrierten gegen den Vorstand.

⚽ Klub🌍 Land
FC ThunSchweiz
FC Den BoschNiederlande
KV OostendeBelgien
AS NancyFrankreich
EsbjergDänemark

David Blitzer (4 Klubs)

Der US-amerikanische Investor ist in der Welt des Sports kein Unbekannter. Er ist Mitgeschäftsführer des NBA-Klubs Philadelphia 76ers und des NHL-Klubs der New Jersey Devils. Im Fußball sind die Namen der Klubs, bei denen er die Finger im Spiel hat, nicht ganz so klangvoll. Aus deutscher Sicht ist sein Engagement beim FC Augsburg allerdings spannend.

⚽ Klub🌍 Land
FC AugsburgDeutschland
Crystal PalaceEngland
Ado den HaagNiederlande
SK BeverenBelgien

John Textor (4 Klubs)

Blitzer und Textor sind Partner beim Investment in Crystal Palace. In der belgischen 2. Liga treten sie allerdings als Konkurrenten an. Der ehemalige Vorsitzende des Streamingdiensts FuboTV trägt den Spitznamen „Hollywoods Virtual Reality Guru“. Das geht auf seine Tätigkeit in der Unterhaltung und in den digitalen Medien zurück. Beim Fußball-Investment muss er sich erst noch beweisen.

⚽ Klub🌍 Land
Olympique LyonFrankreich
Crystal PalaceEngland
BotafogoBrasilien
MolenbeekBelgien

Multi Club Ownerships im Frauenfußball

Auch im Frauenfußball formiert sich eine Multi Club Ownership. Diese dreht sich rund um die Geschäftsfrau Michele Kang. Die südkoreanisch-amerikanische Investorin ist Mehrheitseignerin der Klubs Washington Spirit und Olympique Lyon. Jüngst meldete Kang Ambitionen an, auch die London City Lionesses zu kaufen. Es wäre ein mächtiges Netzwerk im Frauenfußball.

Exkurs in andere Sportarten

Nicht nur im Fußball gibt es Multi Club Ownerships. Vor allem in den USA sind diese weit verbreitet. David Blitzer besitzt beispielsweise ein Team in den großen fünf US-Sportligen: in der NBA, der NHL, der MLB, der MLS und der NFL. Für Schlagzeilen sorgte jüngst die Diamond Baseball Holdings, die 35 der 120 Minor-League-Teams in rund drei Jahren kaufte.

In der Formel 1 sorgt Red Bull für Diskussionen. Der Konzern unterhält mittlerweile zwei Teams. Neben Top-Rennstall Red Bull auch Racing Bulls. Christian Horner, Boss des Red-Bull-Teams erklärte zwar, dass die beiden Teams komplett unabhängig voneinander agieren würden. Zak Brown, CEO von McLaren Racing, ist aber nicht der Einzige, der das bezweifelt.

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