Mit dem Vorwurf, dass der Fußball ein riesengroßes Business geworden ist, kann man wohl keinen Fan mehr schocken. Was einige Anhänger des größten Sports der Welt nicht wissen dürften: Viele Vereine hängen mittlerweile zusammen und bilden sogenannte Multi Club Ownerships (MCO). Wir erklären Dir, worum es sich bei dem Konstrukt handelt und welche Klubs zu den größten Netzwerken im Fußball gehören.
Ein Investor, mehrere Vereine. So lässt sich das Prinzip der Multi Club Ownerships einfach zusammenfassen. Investoren können Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen sein. Bei den Investments kann es Unterschiede geben. Teils befinden sich Klubs fast komplett in der Hand der Investoren, manchmal hält ein Investor nur Anteile und hat nur bedingte Entscheidungskraft.
Das Modell hat sich zu einem Business entwickelt, welches eine unternehmerische Organisationsstruktur bietet – und zwar innerhalb eines sportlichen Umfelds. Investoren versprechen sich von Multi Club Ownerships bessere Netzwerke im Fußball, größere Erfolgschancen für die Vereine und damit letztlich höhere Gewinne.
Nicht nur für die Investoren kann sich eine Multi Club Ownership lohnen – auch für die Vereine. Diese profitieren vor allem auf dem Transfermarkt. Sie haben eine deutlich bessere Chance, Spieler von Klubs, die zum selben Netzwerk gehören, zu verpflichten. Jedoch können sie Akteure, die nicht mehr gebraucht werden, an diese Klubs abgeben.
Bei jungen Talenten offenbaren sich die Möglichkeiten besonders gut. Die Vereine können ihre Scoutingberichte teilen und die anderen Klubs über Fortschritte der eigenen Spieler informieren. So ist es ein klassisches Modell, dass vielversprechende Spieler von kleineren Klubs des Netzwerks an größere Vereine abgegeben werden, wenn das Potenzial hoch zu sein scheint.
Eine gemeinsame Philosophie der Klubs in einem MCO bringt ebenfalls Vorteile. Die Spieler müssen sich nach Transfers innerhalb des Netzwerks kaum umgewöhnen. Wenn eine ähnliche Spielphilosophie vorhanden ist, dann gilt das nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz.
Vor allem Fußballromantiker kritisieren Multi-Club-Ownerships scharf. Aus gutem Grund, denn diese können die Verzerrung des Wettbewerbs weiter verstärken. Der Transfermarkt wird durch die Konstrukte stark beeinflusst und Teams in Multi-Club-Netzwerken haben auf diesem Vorteile. Traditionsklubs, die sich nicht auf diese Partnerschaften einlassen, könnten noch weiter abgehängt werden.
Auch in direkten sportlichen Duellen stellt sich die Frage nach Einflussnahme. Hierfür ein Beispiel: Was passiert, wenn in der Gruppenphase der Champions League Manchester City und der FC Girona (beide Teil einer Multi Club Ownership) aufeinandertreffen – und eines der Teams bereits für die K.o.-Runde qualifiziert ist, das andere aber dringend einen Sieg braucht?
Wer glaubt, dass Multi Club Ownerships nur in England oder Spanien allgegenwärtig sind, der täuscht sich. Der deutsche Fußball wehrt sich mit der 50+1-Regelung zwar vor einem zu großen Einfluss von Investoren, das Modell der MCO hat aber längst Einzug erhalten. Das beste Beispiel: RB Leipzig.
Der Bundesligist aus Leipzig gehört zu einem der größten Multi Club Ownerships der Welt: dem Red-Bull-Konzern. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Transfers zwischen RB Leipzig und Red Bull Salzburg. Auch Klubs in den USA und Brasilien gehören zum Netzwerk.
Wichtiger Investor bei Hertha BSC ist 777 Partners. Das Unternehmen hat ein Netzwerk erschaffen, dass von Deutschland bis nach Brasilien und Australien reicht. Und auch der FC Augsburg ist Teil eines kleinen Netzwerks des Investors David Blitzer.
Im internationalen Fußball haben sich mittlerweile einige Multi Club Ownershops etabliert. Wir stellen Dir die größten vor.
Nach dem größten Multi Club Ownership muss man im Fußball nicht lange suchen. Es handelt sich um die City Football Group (CFG). Sie hat das einzige Netzwerk geschaffen, welches mehr als zehn Klubs umfasst. Acht der Vereine haben unter der Regie der CFG bereits Meisterschaften in ihren heimischen Ligen feiern können.
The Athletic berichtet, dass alle Klubs der City Football Group auf eine zentralisierte Informationsdatenbank zugreifen können. So ist eine enge Zusammenarbeit möglich.
⚽ Klub | 🌍 Land |
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Manchester City | England |
FC Girona | Spanien |
Palermo | Italien |
Troyes | Frankreich |
Lommel SK | Belgien |
New York City FC | USA |
Melbourne City | Australien |
Yokohama J Marinos | Japan |
Sichuan Jiuniu | China |
Mumbai City | Indien |
Montevideo City Torque | Uruguay |
EC Bahia | Brasilien |
Club Bolivar | Bolivien |
Das Red-Bull-Imperium ist eine große Nummer im Sport. Im Fußball hat die Reise vor allem mit Red Bull Salzburg und RB Leipzig begonnen. Rund 20 Transfers sind zwischen den beiden Klubs über die Bühne gegangen. Mittlerweile wurde die Red Bull Multi Club Ownership mit Klubs in Brasilien, den USA und Japan ausgebaut. Der nächste Klub könnte aus Paris kommen. Red Bull will die Mehrheit der Anteile an Paris FC erwerben.
⚽ Klub | 🌍 Land |
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RB Leipzig | Deutschland |
Red Bull Salzburg | Österreich |
FC Liefering | Österreich |
Leeds United | England |
New York Red Bulls | USA |
Red Bull Bragatino | Brasilien |
Red Bull Brasil | Brasilien |
Omiya Ardija | Japan |
Die US-amerikanische Investmentgesellschaft hatte im Fußball bislang wenig Glück. Ein Jahr, nachdem 777 Partners bei Hertha BSC und in Genua einstieg, stiegen beide Klubs ab. Joshua Wander, Mitgründer der privaten Gesellschaft, stellte klar: „Wir haben keine Vereinshierarchie – dies ist kein pyramidenartiges Modell.“
⚽ Klub | 🌍 Land |
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Hertha BSC | Deutschland |
FC Genua | Italien |
Red Star Paris | Frankreich |
Standard Lüttich | Belgien |
Melbourne Victory | Australien |
Vasco da Gama | Brasilien |
Die amerikanisch-chinesische Investmentgesellschaft startete mit einem Engagement im englischen Barnsley, welches allerdings schnell aufgegeben wurde. In der Folge machten die Investments der Pacific Media Group (PMG) vor allem negative Schlagzeilen. Oostende, Esbjerg und Nancy stiegen unter der Führung der Gesellschaft ab. Spieler von Oostende streikten sogar und demonstrierten gegen den Vorstand.
⚽ Klub | 🌍 Land |
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FC Thun | Schweiz |
FC Den Bosch | Niederlande |
KV Oostende | Belgien |
AS Nancy | Frankreich |
Esbjerg | Dänemark |
Der US-amerikanische Investor ist in der Welt des Sports kein Unbekannter. Er ist Mitgeschäftsführer des NBA-Klubs Philadelphia 76ers und des NHL-Klubs der New Jersey Devils. Im Fußball sind die Namen der Klubs, bei denen er die Finger im Spiel hat, nicht ganz so klangvoll. Aus deutscher Sicht ist sein Engagement beim FC Augsburg allerdings spannend.
⚽ Klub | 🌍 Land |
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FC Augsburg | Deutschland |
Crystal Palace | England |
Ado den Haag | Niederlande |
SK Beveren | Belgien |
Blitzer und Textor sind Partner beim Investment in Crystal Palace. In der belgischen 2. Liga treten sie allerdings als Konkurrenten an. Der ehemalige Vorsitzende des Streamingdiensts FuboTV trägt den Spitznamen „Hollywoods Virtual Reality Guru“. Das geht auf seine Tätigkeit in der Unterhaltung und in den digitalen Medien zurück. Beim Fußball-Investment muss er sich erst noch beweisen.
⚽ Klub | 🌍 Land |
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Olympique Lyon | Frankreich |
Crystal Palace | England |
Botafogo | Brasilien |
Molenbeek | Belgien |
Auch im Frauenfußball formiert sich eine Multi Club Ownership. Diese dreht sich rund um die Geschäftsfrau Michele Kang. Die südkoreanisch-amerikanische Investorin ist Mehrheitseignerin der Klubs Washington Spirit und Olympique Lyon. Jüngst meldete Kang Ambitionen an, auch die London City Lionesses zu kaufen. Es wäre ein mächtiges Netzwerk im Frauenfußball.
Nicht nur im Fußball gibt es Multi Club Ownerships. Vor allem in den USA sind diese weit verbreitet. David Blitzer besitzt beispielsweise ein Team in den großen fünf US-Sportligen: in der NBA, der NHL, der MLB, der MLS und der NFL. Für Schlagzeilen sorgte jüngst die Diamond Baseball Holdings, die 35 der 120 Minor-League-Teams in rund drei Jahren kaufte.
In der Formel 1 sorgt Red Bull für Diskussionen. Der Konzern unterhält mittlerweile zwei Teams. Neben Top-Rennstall Red Bull auch Racing Bulls. Christian Horner, Boss des Red-Bull-Teams erklärte zwar, dass die beiden Teams komplett unabhängig voneinander agieren würden. Zak Brown, CEO von McLaren Racing, ist aber nicht der Einzige, der das bezweifelt.
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