Ein Meeting für die Verhandlungen der TV-Rechte in Frankreich

Ligue 1 TV-Rechte sorgen für Streit zwischen mächtigen Bossen

Artikel aktualisiert : 14/03/2025

Till Mettmann

Till Mettmann,Chefredakteur|Artikel aktualisiert : 14/03/2025

Im französischen Fußball liegen die Nerven blank. Das liegt an der Vergabe der TV-Rechte, die so gar nicht lief, wie es sich die Bosse der Klubs vorgestellt haben. Der Streit um die Übertragungsrechte – und das Geld, welches die Vereine erhalten – hat nun seinen Höhepunkt erreicht. Die mächtigen Bosse von Paris Saint-Germain und Olympique Lyon sind ordentlich aneinandergeraten.

Ligue 1 Übertragungsrechte – Wie sieht der TV-Deal aus?

Vertreter verhandeln über die Übertragungsrechte in der Ligue 1

Im Juni 2024 standen die Verhandlungen rund um die TV-Rechte für die Ligue 1 an. In diesen Zeiten bedeutet das in der Regel mehr Geld für die Liga und die Klubs, da die Summen immer weiter in die Höhe schießen, die TV-Sender und Streamingdienste aufbringen müssen, um die Partien der Top-Ligen übertragen zu dürfen. Doch bei den Übertragungsrechten für die Ligue 1 lief es überraschenderweise anders.

Der neue Deal, der bis 2029 läuft, bringt der Ligue 1 rund 25% weniger ein als der letzte Vertrag. Insgesamt beläuft er sich auf etwa 45% weniger als sich die Liga für die nationalen Medienrechte ursprünglich vorgenommen hatte. Wie konnte es so weit kommen?

Eine Hauptrolle bei der Entwicklung spielt Canal Plus. Der französische TV-Sender fühlte sich die letzten Jahre von der Ligue 1 betrogen. Der Grund: Er hatte bei der Ausschreibung für die TV-Rechte bis zum Jahr 2024 für mehr Geld weniger Spiele als Amazon erhalten. Eine Tatsache, die die Verantwortlichen von Canal Plus letztlich so ärgerte, dass der Sender Ende 2023 bekanntgegeben hatte, nicht für die TV-Rechte der Ligue 1 zu bieten.

Canal Plus hatte die Rechte an der Ligue 1 seit dem Jahr 1984 gehalten. Das Ende der Ära war gleichzeitig ein schwerer Schlag für die höchste französische Fußballliga, wie sich dann auch bestätigte.

Wie sieht der aktuelle TV-Deal der Ligue 1 aus?

Von der Abwesenheit von Canal Plus konnte vor allem DAZN profitieren. Der Streamingdienst sicherte sich die Übertragungsrechte für 8 Spiele pro Spieltag. Kostenpunkt: 400 Millionen Euro pro Saison.

DAZN hält nun TV-Rechte an 4 der 5 großen Ligen – und ist der große Gewinner der Ausschreibung der Ligue 1.

Nach der Rechtevergabe herrschte im französischen Fußball Fassungslosigkeit – zumindest bei den Verantwortlichen der Liga und den Vereinen. Mit einem derartigen Deal ist es schwer, mit der Konkurrenz aus Deutschland, Spanien, England und Italien mitzuhalten.

Zum Vergleich: Die Premier League erhält für die TV-Rechte, die Sky Sports und TNT Sports halten, fast 2 Milliarden Euro in der Saison.

Ligue 1 TV-Rechte-Vergabe sorgt für heftigen Streit der Klubbosse

Eine Analyse der TV-Rechte in der Ligue 1

Rund um die Vergabe der TV-Rechte kam es zu einem Streit zwischen den Klubbossen von Paris Saint-Germain und Olympique Lyon. PSG, der stärkste, mächtigste und wichtigste Klub Frankreichs, wird von Nasser Al-Khelaifi geführt. Der Katari ist CEO der Firma Qatar Sports Investments, die die Mehrheit der Anteile an PSG hält. Der starke Mann von Lyon ist Präsident John Textor, ein US-amerikanischer Geschäftsmann.

Textor soll Al-Khelaifi in einer Videokonferenz als „Rüpel“ und „Tyrann“ bezeichnet haben. Das berichtete nun die französische Sportzeitung L´Equipe.

In dem Meeting, in dem der Ligue 1 TV-Deal besprochen wurde, hatte El-Khelaifi eine Antwort mit Zündstoff zu bieten. „John, halt dem Mund, du verstehst gar nichts“, soll er gesagt haben. In der Folge bezeichnete er Textor offenbar als „Cowboy“, der irgendwoher kommen und nun etwas erzählen würde.

Al-Khelaifi vs. Textor – Warum kommt es zum Streit?

Die Vorgeschichte des Streits sind zwei verschiedene Ansichten, die Al-Khelaifi und Textor mitbringen. Letzterer plädierte in der Vergangenheit dafür, die Ligue 1 über einen eigenen Streamingdienst zu vermarkten. Al-Khelaifi war hingegen für einen Verkauf der TV-Rechte an DAZN und beIn Sports.

Al-Khelaifi setzte sich letztlich durch, die Übertragungsrechte für die Ligue 1 wurden an DAZN und beIN Sports verkauft. Der Deal fiel allerdings deutlich niedriger aus als es sich Al-Khelaifi und Co. erhofft hatten.

Verantwortliche von PSG haben mittlerweile gegenüber The Athletic zugegeben, dass es zwischen Al-Khelaifi und Textor zu einer lautstarken und heftigen Diskussion gekommen sei. Der katarische Geschäftsmann wird laut der Darstellung des Vereins allerdings seit Jahren immer wieder zum Sündenbock gemacht.

Textor bestätigte die Diskussion ebenfalls und sagte, dass er es schade finde, dass derartige Diskussionen an die Öffentlichkeit gelangen. Ein Interview mit L´Equipe griff er Al-Khelaifi dann aber direkt wieder an. Er beklagte eine Doppelrolle des PSG-Bosses, da der Sender beIN Sports aus Katar kommt.

Textor forderte, dass Interessenskonflikte öffentlich gemacht werden sollten und kritisierte in diesem Zuge Ligaboss Vincent Labrune, der nicht den Mut hätte, sich Al-Khelaifi in den Weg zu stellen.

Eigene Streaming-Plattform für Ligue 1 – Wie gut ist die Idee von Textor?

Bild für einen Streaming-Dienst für die TV-Rechte in der französischen Ligue 1

Textor ist nicht der einzige Funktionär, der schon über die Vermarktung einer Liga durch einen eigenen Streamingdienst nachgedacht hat. Allerdings gibt es hierbei große Schwierigkeiten. Eine davon ist die Tatsache, dass es nicht ganz einfach ist, eine derartige Plattform aufzubauen. Beispielsweise können technische Probleme dafür sorgen, dass das Image der Liga und der Vereine leiden.

Das wohl größte Problem ist aber ein anderes: Die Vereine können sich nicht auf eine bestimmte Summe an Einkünften verlassen.

Wie hoch die Beträge letztlich sind, die sie erhalten, hat damit zu tun, wie viele Menschen den Streamingdienst abonnieren und die Spiele ansehen. Eine Abrechnung gibt es letztlich erst am Ende einer Saison, wie auch bei der EM TV-Übertragung.

Für die Budget- und die Kaderplanung der Vereine ist das ein Szenario, vor dem sich die meisten Verantwortlichen fürchten. Sie wollen lieber eine feste Summe erhalten, mit der sie planen können.

Ganz so sicher sind die Einkünfte durch den aktuellen TV-Deal aber wohl auch nicht, wie jüngste Entwicklungen zeigen. DAZN hat kürzlich eine Rückzahlung von mehr als 500 Millionen Euro gefordert. Der Grund dafür ist, dass die Ligue 1 aus Sicht des Streamingdiensts zu wenig gegen Piraterie macht. Das würde gegen vertragliche Festlegungen verstoßen.

DAZN hat mittlerweile angekündigt, die eigenen Zahlungen zu kürzen. Der Ligue 1 steht also ein weiterer Streit ins Haus – und auch Textor und Al-Khelaifi wird dieser wohl nicht näher zusammenbringen.

In den folgenden Wochen und Monaten wird sich zeigen, wie handfest der Streit wird. Und in den nächsten Jahren können wir sehen, ob Klubs aus Frankreich auf der internationalen Bühne noch mithalten können.

Zum Schluss noch eine Lesetipp, da die Ligue 1 nicht zur Ruhe kommt: Hier gibt es alle News zur möglichen Übernahme von Girondins Bordaux durch Oliver Kahn.