
Sie haben eine große Tradition rund um den Fußball – und fast jeder Profi-Verein in Deutschland hat sie: die Ultras. Doch wer ist eigentlich ein Ultra? Was zeichnet Ultra-Fans im Fußball aus? Wie gefährlich sind Ultras? Und welche Regeln haben die Gruppierungen für sich definiert? Wir klären Dich auf.
Wer in Deutschland ins Stadion eines Profi-Klubs geht, der wird einen Eindruck von den Ultras bekommen – und zwar in der Regel von denen der Heimmannschaft und denen der Auswärtsmannschaft. Die Gruppierungen sind mittlerweile enorm präsent und kaum mehr vom beliebtesten Sport der Welt wegzudenken.
Auch in anderen Ländern ist die Bewegung stark, vor allem in Italien. Doch was genau sind Ultras?
Als Ultra-Fans im Fußball wird eine Gruppe von besonders fanatischen Anhängern eines Vereins beschrieben. Sie fühlen sich normalerweise als die größten und treusten Fans ihres Klubs und wollen diesen Status durch ihr Engagement und ihre Leidenschaft auch unter Beweis stellen. Teilweise konkurrieren sogar mehrere Ultra-Gruppen innerhalb eines Vereins.
Die Ultras sehen es in aller Regel als ihre Aufgabe, für die Stimmung in einem Stadion zu sorgen. Sie stehen normalerweise im Fanblock des jeweiligen Klubs.
Sie sind durch sogenannte „Capos“ organisiert, die als Führungspersonen und oft auch als Vorsänger agieren. Oft organisieren die Ultras Choreographien und nicht selten fallen sie durch das Zünden von Pyrotechnik auf.
Die meisten Ultra-Gruppierungen haben eine hierarchische Struktur. Nicht jede Person wird aufgenommen, diese muss auch zur Gruppe passen. Innerhalb der Gruppierung gibt es mehrere Verantwortliche und auch Vertreter unter den Capos.
Zumeist sind die Ultra-Fans im Fußball im engen Kontakt mit dem jeweiligen Verein. Sie haben in den Stadien oftmals eigene Räume, in denen sie ihre Banner und Fahnen lagern können.
Außerdem stellen die Klubs Ticket-Kontingente für die Ultras bereit, die so für ihre Mitglieder genug Karten sicherstellen können. Das gilt nicht nur für Heimspiele, sondern auch für Auswärtsspiele.
Ihre Wurzeln hat die Bewegung der Ultras im Fußball in Italien. In dem fußballverrückten Land bildeten sich derartig organisierte Gruppen in den 1950er und 1960er Jahren. Die Ultra-Gruppierungen in Italien bestanden damals vor allem aus Jugendlichen, die mit ihrer Mannschaft mitreisten und diese lautstark unterstützten.
Vor allem durch Fotos und Videos von gezündeter Pyrotechnik kam der Ultra-Trend von Italien nach Deutschland. Hierzulande traf die Ideologie auf einen guten Nährboden, denn treue Fans gab es im deutschen Fußball zu dieser Zeit auch schon.
Übrigens: Woher der Name „Ultras“ kommt, ist nicht gesichert überliefert. Es gibt allerdings den Verdacht, dass die Bezeichnung auf eine italienische Zeitung zurückzuführen ist. Sie soll die fanatischen Fans des AC Torino als Ultras bezeichnet haben – und der Begriff hat sich in der Folge durchgesetzt.
Die meisten Ultra-Gruppierungen haben Regeln oder Richtlinien für ihre Mitglieder. Einen Ultra Kodex gibt es allgemein nicht, allerdings nehmen es einige Gruppen mit ihren Regeln sehr ernst – und manche haben vielleicht auch ihren eigenen Kodex zu Papier gebracht.
Rund um einen solchen Kodex dürfte neben Regeln auch die allgemeine Einstellung wichtig sein. Die Ultras sehen sich in der Regel als ethische und moralische Instanz.
Es ist für sie daher enorm wichtig, welche Werte ihre einzelnen Mitglieder vorleben. Solidarität unter den Ultras und die bedingungslose Unterstützung des eigenen Teams sind in der Regel gesetzt.
Bei den Regelungen der Ultras kann es sich um Verhaltensweisen im Stadion und außerhalb des Stadions handeln. Oft werden auch strikte No-Gos formuliert, bei denen ein Ausschluss droht. Beispielsweise die Anwendung von Gewalt oder rassistische Äußerungen.
Es kann aber auch in die andere Richtung gehen, wie ein Bericht der Bild nahelegt. Die Zeitung erklärte vor einigen Jahren, dass bei einer Ultra-Gruppierung davon gesprochen wurde, dass die Richtlinien des deutschen Rechtsstaats in den Räumlichkeiten der Ultra-Gruppe keine Gültigkeit besitzen würden.
Zudem wurde Gewalt gegen Polizisten gebilligt – oder sogar gefördert. Einen solchen Kodex ist hoffentlich ein Einzelfall.
Zwar sind sie für die Stimmung im Stadion und die Unterstützung der Klubs nicht wegzudenken, den besten Ruf genießen die Ultra-Fans im Fußball jedoch nicht. Das liegt vor allem daran, dass mit den fanatischen Fans einige unschöne Entwicklungen verbunden werden.
Die Gewalt in den Fußballstadien hat in den letzten Jahren laut mehreren Statistiken zugenommen, ebenso wie der Rassismus im Fußball. So berichtet beispielsweise die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) von einer negativen Tendenz.
In der Saison 2023/24 wurden laut des ZIS-Jahresberichts 1338 Personen in den deutschen Stadien der obersten drei Fußballligen verletzt. Darunter befanden sich 306 Beamte der Polizei.
Die Polizei leitete 7351 Strafverfahren ein. Der häufigste Vorwurf, der im Rahmen der Verfahren gemacht wurde, war Körperverletzung. Viele Fußballfans und -experten machen vor allem die Ultras für diese Gewaltbereitschaft verantwortlich.
Gewalt, die nicht nur für Verletzte und Unsicherheit im Stadion sorgt, sondern auch Kosten für alle deutschen Bürger bedeutet. Im Rahmen einer Studie des ifo Instituts wurde zudem errechnet, dass die Gewalt, die von Fußballfans ausgeht, in Deutschland jährlich einen Schaden von rund 45 Millionen Euro verursacht. Geld, das vom Steuerzahler aufgebracht werden muss.
Abschließend kann man bei diesen Statistiken sagen, dass die Gewaltbereitschaft in deutschen Stadien tatsächlich gestiegen ist – und zuletzt auch der Ton rauer wurde. Wie viel Anteil die Ultras dabei tragen, ist nicht abschließend festzustellen.
Wenn man darauf blickt, dass viele der eröffneten Strafverfahren gegen Mitglieder der Ultra-Gruppierungen gehen, ist aber kaum zu bezweifeln, dass Ultras gefährlich sein können.
Wenn Du Mitglied in einer Ultra-Gruppierung werden möchtest, dann kannst Du das auch tun. Es gibt kein generelles Verbot dieser Gruppen. Es gab allerdings schon Ultra-Gruppen, die als „kriminelle Vereinigungen“ eingestuft wurden.
Wenn das der Fall ist, darfst Du nicht in eine solche Gemeinschaft eintreten und solltest Dich auch nicht in ihrem Umkreis bewegen.
Einige Handlungen der Ultra-Fans im Fußball sind unterdessen verboten. So beispielsweise das Zünden von Bengalos im Stadion. Die Personen, die das tun, werden strafrechtlich verfolgt.
Die Polizei versucht jeden einzelnen Täter ausfindig zu machen. Über Körperverletzungen und Beleidigungen müssen wir gar nicht reden.
Politik hat im Fußballstadion wenig zu suchen, da sind sich die meisten Fußballfans einig. Das ein oder andere politische Statement kann man dann aber doch finden. Beispielsweise durch ein Banner oder eine Choreografie.
Den Ultras wird oftmals nachgesagt, dass sie bei ihrer politischen Gesinnung rechts seien – und womöglich sogar am rechten Rand stehen würden. Stimmt das?
In dieser Generalisierung ganz sicher nicht. Es gibt zweifellos rechtskonservativ denkende und auch rechtsextreme Ultras. Allerdings gibt es genauso auch links eingestellte Ultras und Anhänger der Gruppierung, die mit politischen Einstellungen wenig am Hut haben.
Eine pauschale Aussage über die politische Stellung der Ultras im Fußball kann daher nicht getroffen werden.
In den letzten Jahren gab es allerdings immer wieder Recherchen, wonach einige Ultra-Gruppierungen gemeinsame Sache mit rechtsextremen Gruppen machen. Diese Entwicklung muss genau beobachtet werden, denn sie würde weder der Ultra-Szene noch dem Fußball guttun.
Ultras werden häufig mit Hooligans in einen Topf geworfen. Die Ultra-Fans im Fußball finden sich von diesem Vergleich häufig ungerecht behandelt – und das hat gute Gründe, denn es gibt klare Unterschiede.
Für Hooligans steht der Sport im Hintergrund. Für sie geht es größtenteils um die Auseinandersetzung mit anderen Hooligan-Gruppen. Fußballspiele sehen sie daher eher als Gelegenheit, ihre Gewalttätigkeit auszuleben. Oftmals gehen die Hooligans gar nicht erst ins Stadion, sondern treffen sich im Rande, um sich zu prügeln.
Bei den Ultras steht der Fußball hingegen im Vordergrund. Zwar gibt es hier auch gewaltbereite Gruppen, doch das ist eher die Ausnahme. Es geht den Ultra-Fans eher um ihren Klub, um die Stimmung und um den Wettbewerb mit anderen Mannschaften und Ultra-Gruppierungen. Für die meisten um einen Wettbewerb ohne Gewalt.
Zwei Gemeinsamkeiten haben Hooligans und Ultras dann doch: Beide Gruppierungen setzen auf engen Zusammenhalt und Treue. Die Mitglieder halten in der Regel nicht nur bei den jeweiligen Veranstaltungen zueinander, sondern haben auch im Privatleben ein starkes Band. Zudem sind die beiden Vereinigungen in der Regel hierarchisch organisiert.
Vielen Beobachtern des Fußballs fällt auf, dass Ultras häufig keine Trikots tragen. Teils haben sie einen Dresscode, beispielsweise ein schwarzes Shirt. Oftmals ziehen die Ultra-Fans im Fußball auch blank und machen oberkörperfrei Stimmung. Doch wie kommt es, dass gerade die (selbst ernannten) treuesten Fans keine Trikots ihres Klubs tragen?
Das hat mit einer romantischen Einstellung zum Fußball zu tun. Die meisten Ultras lehnen die voranschreitende Kommerzialisierung des Fußballs strikt ab. Sie wollen diese nicht mit dem Kauf von Trikots unterstützen. Vor allem, da Trikots ein kommerzielles Produkt darstellen, auf dem auch Werbung aufgedruckt ist.
Der Kampf gegen die Kommerzialisierung des Fußballs steht im Zentrum der Ultra-Bewegung. Aus diesem heraus werden viele Proteste und Choreografien entwickelt, die im Stadion präsent sind. Die Ablehnung des „modernen Fußballs“ und der Kommerzialisierung ist ein
In Deutschland ist die Ultra-Bewegung mittlerweile enorm stark. Landesweit soll es rund 300 Ultra-Gruppierungen geben. Sie verteilen sich vor allem über die Profi-Vereine, finden sich allerdings auch rund um sportlich abgestürzte Traditionsvereine und kleine Klubs.
Insgesamt gibt es derzeit etwa 25.000 Ultra-Fans im deutschen Fußball.
Womöglich sind die Gruppen sogar noch etwas größer. Es gibt einige Fußballfans, die den Ultras nahestehen, allerdings keine Mitglieder in einer Gruppierung sind.
In Deutschland gibt es eine der größten Ultra-Gruppierungen der Welt. Es handelt sich um die Ultras von Eintracht Frankfurt. Diese sind in den Stadien enorm präsent, wie sich zuletzt auch bei den Auswärtsspielen im europäischen Wettbewerb zeigte.
Interessant ist die Tatsache, dass die Ultra-Szene beim FC Bayern nicht so groß ist. Stattdessen landen in der Top 10 kleine Klubs wie der FSV Zwickau und Hansa Rostock.
Dortmund und Schalke schaffen es gerade so ins Ranking der Klubs mit den meisten Ultras in Deutschland.