Die Stimmung ist zwar etwas trister als vor den vorherigen Turnieren, doch gehört die Schweiz auf jeden Fall zu den Geheimfavoriten der EM 2024. In den vergangenen Jahren konnte man dem ein oder anderen Favoriten ein Bein stellen – warum sollte dies nicht auch in Deutschland gelingen?
Die Schweiz wird bei der EM auf die DFB-Elf treffen. In Gruppe A bekommt es die Nati neben Deutschland mit Schottland und Ungarn zu tun. Welche Chancen sich die Schweiz bei der EM ausrechnen kann, wird nun genauer besprochen.
Nati-Coach Murat Yakin hat seinen Kader Anfang Juni verkündet. Am 7. Juni musste die Schweiz die endgültige Liste der 26 Spieler bei der UEFA einreichen. Wir haben den Teilnehmer der EM 2024 unter die Lupe genommen.
Torwart:
Auf der Torwartposition hat die Schweiz ein absolutes Luxusproblem. Mit Gregor Kobel und Yann Sommer stehen gleich zwei Weltklasse-Keeper zur Auswahl. Um eventuellen Diskussionen direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat sich Murat Yakin hierzu jedoch sehr frühzeitig festgelegt. Yann Sommer wird als Nummer eins in die EM gehen, Gregor Kobel ist lediglich als Nummer zwei eingeplant. Dahinter fand in den vergangenen Wochen ein offenes Rennen statt, das Yvon Mvogo für sich entscheiden konnte.
🧤 Spieler | ⚽ Team | 🤑 Marktwert (Euro) |
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Yann Sommer | Inter Mailand | 5 Mio. |
Gregor Kobel | Borussia Dortmund | 40 Mio. |
Yvon Mvogo | FC Lorient | 3,5 Mio. |
Abwehr:
In der Abwehr hat sich die Schweiz nachhaltig verbessern können. Zwar sind ehemalige Stammkräfte, wie zum Beispiel Ricardo Rodriguez oder Silvan Widmer etwas in die Jahre gekommen, doch kann man mit Manuel Akanji und Fabian Schär auf zwei sehr starke Innenverteidiger zurückgreifen. Da Murat Yakin lieber in einem 3-4-2-1 System spielen lässt, sind nicht sonderlich viele Verteidiger im Schweiz EM Kader.
Mit Cédric Zesiger und Nico Elvedi werden auch zwei bekannte Spieler aus der Bundesliga im Kader stehen. Shooting-Star Aurèle Amenda hat keinen Platz bekommen. Für den Neu-Frankfurter kommt die EM ein paar Jahre zu früh.
👕 Spieler | ⚽ Team | 🤑 Marktwert (Euro) |
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Manuel Akanji | Manchester City | 45 Mio. |
Fabian Schär | Newcastle City | 10 Mio. |
Nico Elvedi | Borussia Mönchengladbach | 10 Mio. |
Ricardo Rodriguez | FC Turin | 3,5 Mio. |
Silvan Widmer | Mainz 05 | 3,5 Mio. |
Cedric Zesiger | VfL Wolfsburg | 6 Mio. |
Leonidas Stergiou | VfB Stuttgart | 5 Mio. |
Mittelfeld:
Bekannte Namen aus der Bundesliga sind auch im Mittelfeld vertreten. Zwar hat es Xherdan Shaqiri in die MLS getrieben, doch gilt das kleine Kraftpaket weiterhin als Lenker im Spiel der Schweiz. Auch bei der EM wird man auf den Star der Chicago Fire nicht verzichten. Angeführt wird das Mittelfeld zudem von Kapitän Granit Xhaka, der mit Bayer Leverkusen die Deutsche Meisterschaft holen konnte. Verzichten muss man dagegen auf Djibril Sow. Denis Zakaria ist dabei, aber angeschlagen. Der Monaco-Profi zog sich eine Oberschenkelverletzung zu.
👕 Spieler | ⚽ Team | 🤑 Marktwert (Euro) |
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Granit Xhaka | Bayer Leverkusen | 20 Mio. |
Xherdan Shaqiri | Chicago Fire | 2,5 Mio. |
Remo Freuler | FC Bologna | 6,5 Mio. |
Michel Aebischer | FC Bologna | 6 Mio. |
Vincent Sierro | FC Toulouse | 3 Mio. |
Ardon Jashari | FC Luzern | 6 Mio. |
Denis Zakaria | AS Monaco | 25 Mio. |
Fabian Rieder | Stade Rennes | 10 Mio. |
Angriff:
Die Schweiz reist mit dem angeschlagenen Breel Embolo nach Deutschland. Wie fit der Stürmer des AS Monaco nach seiner Kreuzbandverletzung ist, wird sich zeigen. Im Sturmzentrum wird viel an Zeki Amdouni und Noah Okafor hängen. Mit Dan Ndoye und Rubén Vargas sind auch ein paar flinke Flügelspieler vorhanden. Verzichten wird Murat Yakin zudem nur ungern auf den erfahrenen Renato Steffen.
👕 Spieler | ⚽ Team | 🤑 Marktwert (Euro) |
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Zeki Amdouni | FC Burnley | 12 Mio. |
Noah Okafor | AC Milan | 20 Mio. |
Renato Steffen | FC Lugano | 1 Mio. |
Ruben Vargas | FC Augsburg | 6,5 Mio. |
Dan Ndoye | FC Bologna | 10 Mio. |
Breel Embolo | AS Monaco | 12 Mio. |
Steven Zuber | AEK Athen | 2 Mio. |
Kwadwo Duah | Ludogorets Razgrad | 3 Mio. |
Puma stattet die Nationalmannschaft der Schweiz seit 1998 aus. Zuvor versuchten sich bereits Le Coq Sportif, Adidas, Blacky und Lotto an den Leibchen der Nati. Auch zur EM wird die Schweiz wieder in bekannten Puma-Trikots auflaufen. Das Heimtrikot der Schweiz gibt generell kaum Spielraum für Veränderungen. Traditionell wird dieses komplett in Rot und Weiß gehalten.
Deutlich mehr wagt sich Puma dagegen bei der Auswärts-Variante der Schweiz EM Trikots. Hier dreht man die Farbpalette nicht einfach nur um, sondern wählt zum ersten Mal seit 1999 eine Weiß-Blaue Farbkombination.
Nicht nur soll das Design das Heimatgefühl der Schweizer wecken, auch sind kleine Akzente der Jungfraubahn auf dem Trikot zu finden. Bei den Fans kam das frische Design auf jeden Fall hervorragend an.
Zusätzlich ist auf allen Trikots im Nacken die Vielsprachigkeit der Schweiz verankert. Alle vier Landessprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch – sind demnach vertreten. Dies soll die Schweiz zum Start des EM-Turniers in Deutschland nachhaltig vereinen. Mit einem Preis von 94,95 Euro sind die Schweizer EM-Trikots zudem etwas günstiger als von anderen Nationen.
Murat Yakin wird vielen Fußballfans in Deutschland ein Begriff sein. Der Bruder von Hakan Yakin spielte während seiner aktiven Karriere unter anderem für den VfB Stuttgart und auch für eine Saison beim 1. FC Kaiserslautern. Yakin war bereits langjährig als Trainer aktiv, bis das lukrative Angebot des Schweizer Fußballverbandes ins Haus flog. Erfolgscoach Vladimir Petković hatte nach der EM 2021 nämlich seinen Hut genommen. Für Murat Yakin geht es demnach in seine erste Europameisterschaft als Trainer der Nati.
Als Klub-Trainer war Yakin jedoch schon ein gemachter Name in der Schweiz. Relativ früh in seiner Trainerlaufbahn führte es Murat Yakin zum FC Basel. Mit dem Schweizer Top-Klub konnte Yakin auch gleich zweimal die Meisterschaft gewinnen. Nach einem internen Disput über die Transferstrategie der Basler verließ Yakin den Verein jedoch im Juni 2014. Anschließend verlief die Trainerlaufbahn von Yakin eher schleppend. Gerade das gescheiterte Experiment beim russischen Spitzenclub Spartak Moskau wäre hier als Tiefpunkt zu nennen.
Innerhalb der Schweiz gilt Yakin zwar als absoluter Fachmann, doch wird die Kritik immer lauter. Das Abschneiden bei der WM 2022 in Katar hat man ihm zwar noch verziehen, doch war die EM-Qualifikation ein Dorn im Auge der Schweizer Fußballfans.
Dort mühte man sich nämlich gegen Belarus, Rumänien, den Kosovo, Israel und Andorra zur Qualifikation. Man kreidet Yakin einen langsamen und ideenlosen Spielstil an, als auch die fehlenden Ergebnisse. Innerhalb soll es ebenfalls nicht immer nur Beifall für Yakin geben. Kapitän Granit Xhaka gilt nicht gerade als größter Yakin-Fan.
Erst im vorletzten Spiel gegen den Kosovo konnte die Schweizer Nationalmannschaft die Reise nach Deutschland buchen. Mit Weitsicht hat man daher seine Testgegner im ersten Fenster der Testspiele in Europa ausgesucht. Gegen Dänemark konnte man ein 0:0 über die Zeit bringen, während man sehr destruktive Iren in Dublin mit 1:0 schlagen konnte.
Bevor der erste Anstoß in Deutschland erfolgt, bereitet man sich aber noch einmal detaillierter auf die Spiele in Deutschland vor. Am 04. Juni trifft man daher auf die Mannschaft auf Estland, bevor man sich in St. Gallen durch einen letzten Härtetest gegen den Nachbarn aus Österreich verabschiedet.
Lange warten müssen die Fußballfans in der Schweiz auch nicht mehr – am 15. Juni geht es mit einem Duell gegen Ungarn in die EM. Anschließend wird man es mit defensiven und körperbetonten Schotten in Köln zu tun bekommen, bevor man dann im letzten Spiel der Gruppe A auf die deutsche Auswahl treffen wird.
Wann es genau wo für die Nati vor und während der EM in Deutschland zur Sache geht, wäre hier einmal nachzulesen.
Allzu lange mussten die Schweizer nicht überlegen, wenn es um das eigene Quartier der EM 2024 in Deutschland ging. Vorrangig wollte man in der Nähe der Grenze bleiben, weswegen man sich im Dezember auch schnell für Stuttgart als Standort entschieden hat. Von der UEFA wurden mehr als 100 Hotels und Anlagen empfohlen – das Waldhotel im Stadtteil Degerloch gehörte dazu. Dort werden die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft ihre freien Tage verbringen und Kraft tanken.
Auch wenn dies bedeutet, dass man für alle drei Partien eine etwas längere Anreise in Kauf nehmen muss, ist man mit den Bedingungen in Stuttgart extrem zufrieden gewesen. Alle Trainingseinheiten wird man dabei im Gazi-Stadion auf der Waldau von den Stuttgarter Kickers abhalten. Das älteste Stadion Deutschlands, in welchem noch aktiv Profifußball gespielt wird, wurde zuletzt 2014/15 für knapp 15 Millionen Euro umgebaut und drei Jahre später noch einmal mit Ausblick auf die anstehende EM in Deutschland renoviert.
Angeber-Wissen zur Schweiz | |
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🔥 Weltrangliste 🔥 | 19. |
📅 EM-Teilnahmen 📅 | 5 |
🏆 EM-Titel 🏆 | - |
🏅 WM-Titel 🏅 | - |
💪 Größter Erfolg 💪 | WM Viertelfinale |
💸 Kader-Marktwert (€) 💸 | 316,50 Mio. Euro |
🤑 Wertvollster Spieler (€) 🤑 | Manuel Akanji (45 Mio. Euro) |
🫡 Kapitän 🫡 | Granit Xhaka |
🧐 Trainer 🧐 | Murat Yakin |
👕 Rekordspieler 👕 | Granit Xhaka (123 Spiele) |
⚽ Rekordschütze ⚽ | Alex Frei (42 Tore) |
📛 Spitzname 📛 | Nati |
🎉 Höchster Sieg 🎉 | 9:0 gegen Litauen (1924) |
😨 Höchste Niederlage 😨 | 0:9 gegen Ungarn (1911) |
Die Schweizer Nationalmannschaft hat sich seit der WM 2006 in Deutschland einen Ruf als Favoritenkiller erarbeitet.
Überraschenderweise kann ein Blick auf die Historie der Schweiz bei Europameisterschaften diesen Eindruck jedoch nicht bestätigen. Bis zur EM 1996 in England konnte sich die Schweiz nämlich nicht für eine Europameisterschaft qualifizieren. Die Durststrecke ohne einen Sieg bei einer Europameisterschaft reichte sogar bis zur EM im eigenen Land, als man durch zwei Tore von Hakan Yakin gegen Portugal endlich den ersten Dreier einfahren konnte.
Während man sich für die EM in der Ukraine und Polen nicht qualifizieren konnte, spielte man dagegen bei der EM 2016 in Frankreich eine gute Rolle. Ungeschlagen kam man mit fünf Punkten aus der Gruppenphase heraus und überzeugte dabei auch im letzten Gruppenspiel gegen Topfavorit Frankreich. Im Achtelfinale dominierte man streckenweise auch die Partie gegen Polen, doch musste man sich durch einen verschossenen Elfmeter im Elfmeterschießen durch den amtierenden Deutschen Meister Granit Xhaka geschlagen geben.
Das beste Abschneiden erreichte die Nati bei der um ein Jahr verschobenen EM 2021. Als einer der besten vier Gruppendritten gelang man auf Umwegen ins Achtelfinale und bekam es dort mit Frankreich zu tun. Gegen die Franzosen erwies man immensen Kampfgeist und kämpfe sich durch zwei späte Tore zurück in die Partie. Durch einen verschossenen Elfmeter von Kylian Mbappé zog man sensationell in das Viertelfinale ein. Auch dort erwies man einmal mehr immensen Kampfgeist, doch unterlag man im Elfmeterschießen letztlich den Spaniern.
Die Schweiz EM Historie kann hier noch einmal mit allen Europameisterschaften seit 1960 nachgelesen werden.